Nachtabsenkung bei einer Heizung aktivieren

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Die Nachtabsenkung ist eine Methode, die Heizleistung zu einem bestimmten Zeitpunkt zu reduzieren. Es geht darum, die höhere Tagessolltemperatur auf ein niedrigeres Temperaturniveau in der Nacht zu reduzieren. Bei modernen Heizungsanlagen gehört die Absenkung zu den Standardprogrammen und findet sich dort als “Sparbetrieb” oder “Zeitprogramm”. Sie wird zudem auch häufig als reduzierter Betrieb bezeichnet. Eingestellt wird die Nachtabsenkung direkt an der Heizungsregelung. Wer hierzu keinen Zugang hat, kann die Heizleistung des Wärmeerzeugers entweder händisch oder über programmierbare Thermostate steuern – allerdings nur indirekt. Denn mit der Änderung des Thermostats wird lediglich die Durchflussmenge des Heizwassers gesteuert, nicht jedoch die eigentliche Heizleistung des Wärmeerzeugers. Wann die Nachtabsenkung sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt, erfahren Sie im nachstehenden Beitrag.

Die Nachtabsenkung optimal einstellen

Grundsätzlich gibt es eine bestimmte Solltemperatur, die an der Heizanlage vorab festgelegt wurde. In der Regel beträgt diese um die 20 Grad Celsius. Im Laufe des Tages kommt es jedoch immer wieder zu Wärmeverlusten über die Gebäudehülle, beispielsweise über das Öffnen von Türen oder Fenstern. Diese Verluste sind normal und treten auch bei Neubauten oder gut gedämmten Bestandsgebäuden auf. Solche Wärmeverluste wurden vorab bei der Heizlastberechnung berücksichtigt, um die Heizungsanlage individuell an das Gebäude anzupassen. Damit die Wunschtemperatur in den einzelnen Räumen konstant bleibt, wird immer wieder nachgeheizt. Es sei denn, Sie bestimmen durch das Einstellen des Heizkörperthermostats in einzelnen Räumen und für bestimmte Zeiträume etwas anderes. Mit der Nachtabsenkung wird diese Solltemperatur bewusst nach unten gesetzt. Ziel ist es dabei, die Wärmeverluste und damit die Heizkosten zu reduzieren.

Nachts absenken – Wie funktioniert das?

Als Funktion der Heizungsregelung nimmt die Aktivierung der Nachtabsenkung direkten Einfluss auf die Heizkurve, auch Heizkennlinie genannt. Die zeitgesteuerte Absenkung der Vorlauftemperatur der Heizung kann für die Nacht sowie für andere Tageszeiten erfolgen. Hierbei verschieben Sie als Anlagenbesitzer die Raum-Solltemperaturen nach unten, sodass der Wärmeerzeuger weniger heizt. Umgesetzt wird dies durch eine Parallelverschiebung für die Solltemperatur innerhalb des bestimmten Zeitrahmens. Parallelverschiebung meint hier, die komplette Heizkurve zu versetzen. Wie das genau funktioniert und wie Sie die Heizkennlinie generell einstellen, lesen Sie im Ratgebertext zum Thema "Heizkurve einstellen". Zu unterscheiden von der Nachtabsenkung ist die Nachtabschaltung, wobei die Heizung komplett ausgeschaltet wird.

Nachtabsenkung als Zeitphase anlegen

Damit die Nachtabsenkung funktioniert, muss der Heizbetrieb in mehrere Abschnitte, sogenannte Zeitphasen aufgeteilt werden. Je nach Heizsystem lassen sich bis zu acht Zeitphasen auswählen. Neben der Raumbeheizung können Zeitprogramme auch für die Warmwasserbereitung sowie für die Trinkwasserzirkulationspumpe (sofern vorhanden) eingestellt werden.

Ein Beispiel mit vier Zeitphasen:

  • Zeitphase 1: 06:45 bis 12:15 Uhr mit normaler Raumtemperatur (circa 20 Grad Celsius)
  • Zeitphase 2: 13:00 bis 18:00 Uhr mit reduzierter Raumtemperatur (circa 16 Grad Celsius)
  • Zeitphase 3: 18:15 bis 22:15 Uhr mit normaler Raumtemperatur
  • Zeitphase 4: 22:15 bis 06:30 Uhr mit reduzierter Raumtemperatur

Wichtig: Zwischen den Zeitphasen erfolgt die Raumbeheizung in der Regel mit reduzierter Temperatur. Wie sich Ihr Heizsystem zwischen den Zeitphasen verhält, entnehmen Sie bitte der mitgelieferten Bedienungsanleitung.

So aktivieren Sie die Nachtabsenkung

Die Funktion ist bei fast allen Heizsystemen von Viessmann vorinstalliert. Als Beispiel haben wir hier ein älteres Modell herausgesucht. Das Bild zeigt das "Zeitmenü Heizung" am Beispiel einer Vitotronic Regelung.

Der Weg vom Hauptmenü zum Punkt “Zeitprogramm” kann je nach Regelung unterschiedlich aussehen. In der Regel gelangen Sie zum Zeitprogramm über “Menü” → “Heizung” → “Heizkreis” → “Zeitprogramm”. Die korrekte Vorgehensweise entnehmen Sie bitte der mitgelieferten Bedienungsanleitung.

Heizungsfachmann hilft bei der Einstellung

Wenn Sie bei der Einstellung der Nachtabsenkung unsicher sind, können Sie einen Heizungsbauer konsultieren. Mit unserer Partner-vor-Ort-Suche finden Sie mit nur ein paar Klicks einen passenden Heizungsbauer in Ihrer Umgebung. Alternativ können Sie Ihre Frage in der Viessmann Community stellen.

Video: "Einfach erklärt: Die Nachtabsenkung"

Welche Faktoren beeinflussen die Nachtabsenkung?

Grundsätzlich sollten Sie sich vorab überlegen, ab wann die Nachtabsenkung einsetzen soll und um wie viel Grad Sie die Solltemperatur reduzieren möchten. Darüber hinaus bestimmten folgende Faktoren die Nachtabsenkung bei einer Heizung. Sie nehmen auch Einfluss auf Dauer und Höhe dieser Temperaturreduktion:

  • Wärmebedarf
  • Gebäudenutzung (wenn abweichend von einem Einfamilienhaus)
  • Gebäudezustand (energetischer Status und gebäudespezifische, thermische Trägheit)
  • Heizkurve (aktuelle Einstellungen)
  • Wetterbedingungen (Außentemperaturen)

Beginn und Ende der Nachtabsenkung festlegen

Dabei hängen Beginn und Ende vom Heizwärmebedarf der Bewohner ab. Hier ist entscheidend, ob es einen festen Tagesablauf gibt. Haben Sie demnach eine konkrete Zeit, zu der Sie immer aufstehen, arbeiten Sie auch in der Nacht oder sind Sie einfach länger wach? Ebenso entscheidend ist das Zeitintervall. Ist also eine Nachtabsenkung der Heizung an jedem Tag in der Woche für Sie relevant? 

Um wie viel Grad soll abgesenkt werden?

Daneben spielt die Höhe der Absenkung eine Rolle. Empfohlen wird, nicht unter 17 Grad Celsius zu gehen. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen gilt, je niedriger die Temperatur, desto länger ist die Aufheizphase am Morgen. Unter Umständen könnte es die Einsparungen aus der Nacht auch wieder ausgleichen, wenn zu viel Heizenergie aufgewendet werden muss, um das Haus morgens aufzuheizen. Zum anderen ist die dauerhafte Unterschreitung der Taupunkttemperatur problematisch. Hier droht Schimmel. Denn die natürliche Luftfeuchtigkeit könnte sich an Innenwänden und Fenstern niederschlagen. An Fensterlaibungen, hinter Möbeln oder in Zimmerecken kann sich dadurch Schimmel bilden. 

Ist die Nachtabsenkung sinnvoll?

Ob eine Nachtabsenkung Energiekosten spart oder nicht, entfacht immer wieder Diskussionen. Dabei gibt es keine einfache Antwort auf diese Frage. Denn der Erfolg einer Nachtabsenkung bei einem Heizsystem ist individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten haben wir zuvor bereits genannt. Gerade bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit sind aber das Gebäude selbst und die vorhandene Anlage, inklusive Heizkörper, von Bedeutung.    

Gebäude reagieren unterschiedlich – Dämmung und Speichermasse

Der Zustand der Dämmung und die sogenannte Speichermasse eines Hauses wirken sich auf die Wirtschaftlichkeit der Nachtabsenkung aus. Eine massive Bauweise speichert Wärme länger als eher leichte Gebäude. Erstere reagieren damit sehr träge und geben Wärme nur langsam wieder ab. Würden Sie bei einem solchen Gebäude die Nachtabsenkung einstellen, wäre die Absenkphase deutlich länger als bei einer leichten Bauweise. Der Einspareffekt würde verpuffen. Vor allem wenn zu der massiven Bauweise eine sehr gute Dämmung hinzu kommt. Für Neubauten ist eine Nachtabsenkung in der Regel nicht zu empfehlen, ebenso für frisch sanierte Bestandsgebäude. Altbauten ohne energetische Maßnahmen und in Leichtbauweise können von einer Absenkung profitieren und die Wärmeverluste über Nacht reduzieren. 

Darüber hinaus wirkt sich auch der Einsatz von Flächenheizungen wie Wand- oder Fußbodenheizungen auf den Erfolg von Nachtabsenkungen aus. Diese reagieren ebenfalls sehr träge und haben zum Teil vergleichsweise lange Abkühl- und Aufheizphasen. In der Regel gibt es hier auch bessere Alternativen zum Einsparen von Heizenergie.

Ausprobieren und gute Planung

Haben Sie einen Neubau, besprechen Sie die Sinnhaftigkeit der Nachtabsenkung mit dem Fachbetrieb, der die Installation durchführt. Sicherlich können hier für einen effizienten Betrieb andere Maßnahmen ergriffen werden wie eine ausreichende Dämmung, Flächenheizungen und generell moderne Heizsysteme. Lassen Sie sich das Einstellen der Heizungsregelung erklären oder nutzen Sie die Bedienungsanleitungen und smarte, bequeme Lösungen wie Viessmann One Base

Als Übergangsregelung, bevor energetische Umbaumaßnahmen und eine Heizungsmodernisierung ins Haus stehen, können Sie diese Funktion der Absenkung sinnvoll nutzen. Probieren Sie selbst ein paar Einstellungen aus und notieren Sie die Schritte sowie die Einsparungen und vergleichen diese. Sollten Sie Unterstützung benötigen, wenden Sie sich am besten an Ihren Fachbetrieb.